• Julia Jost © Rafaela Pröll
  • Konstantin Ferstl © Andreas Fuchs

Moderation: Florian Kind

Es gibt wenig, was sich im digitalen Zeitalter nur von Angesicht zu Angesicht sagen lässt. Und so ahnt Fidelis sofort, dass sich seine Freundin von ihm trennen möchte, als sie unerwartet ihren Besuch in der bayerischen Provinz ankündigt. Doch der Protagonist in Konstantin Ferstls Debütroman Die blaue Grenze entzieht sich dem Verlassenwerden, indem er kurzerhand eine Reise nach Pjöngjang bucht. Über München und Moskau beginnt eine aberwitzige Fahrt mit der transsibirischen Eisenbahn in die abgeschottetste Diktatur der Welt. Genug Abstand und Zeit, um seine Familiengeschichte mit historischen Reflexionen zu verknüpfen und die eigene Existenz zu hinterfragen. Folgt man der elfjährigen Erzählerin in Julia Josts Erstling Wo der spitzeste Zahn der Karawanken in den Himmel hinauf fletscht, ist das Leben in der Kärntner Provinz Anfang der 90er Jahre nur unwesentlich besser als in der nordkoreanischen Hauptstadt. Missbrauch, Betrug und Naziverehrung sind in dem kleinen Dorf am Fuße der titelgebenden Gebirgskette allgegenwärtig. Kein Ort also für ein Mädchen, das eine Bubenfrisur trägt und die Nachbarstochter küsst.

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